Lotus inmitten einer Schizophrenie-Krise
Bei Lotus scheint es, als prallten zwei gegensätzliche Visionen des Automobils aufeinander – oder gar koexistierten in einem seltsamen Gleichgewicht.
Auf der einen Seite drängt die chinesisch-britische Marke, die inzwischen Teil des Geely-Universums ist, stark in Richtung Elektrifizierung mit kraftvollen, luxuriösen und futuristischen Fahrzeugen wie dem Lotus Eletre oder Evija. Auf der anderen Seite überrascht sie uns und erfreut Puristen mit der Einführung des neuen Emira V6 SE, einem Sportwagen mit Verbrennungsmotor und Handschaltung.
Was hält man von einer solchen Strategie? Handelt es sich um ein letztes Aufbäumen des Verbrennungsmotors oder um eine bewusste Entscheidung, die DNA von Lotus zu bewahren? Eines steht fest: Man würde nur zu gerne bei den Meetings des strategischen Komitees der Marke dabei sein!

Der Emira V6 SE ist alles andere als ein technischer Kompromiss; er symbolisiert eine Ära, die viele bereits für völlig vorbei halten. Er ist mit einem 3,5-Liter-V6-Kompressor ausgestattet, der 400 PS leistet, in 4,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und bietet, was nur wenige moderne Autos noch ermöglichen: ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Das Automatikgetriebe ist zwar im Katalog aufgeführt, jedoch nur als Option – was unserer Meinung nach einzigartig ist. Mehr als eine technische Entscheidung ist das eine Absichtserklärung. Lotus will weiterhin die Enthusiasten ansprechen, jene, die das Fahren als sensorisches und mechanisches Erlebnis leben, fernab von den lautlosen Beschleunigungen elektrischer SUVs.
Man sollte es nutzen, solange man noch kann…
Und doch bietet die Marke im selben Katalog 100 % elektrische Modelle an, vollgepackt mit Fahrhilfen, Bildschirmen und Luxus. Wie erklärt man diese scheinbare Schizophrenie?
Die Antwort ist vielleicht einfach: Lotus will alles haben. Die chinesische Kundschaft ansprechen, die technologische Prestige schätzt, und gleichzeitig die emotionale Aura eines legendären Herstellers aus der Sicht europäischer Puristen bewahren. Die Koexistenz des Emira V6 SE und der elektrischen Boliden ist daher kein Widerspruch, sondern eine zweigleisige Strategie: Neue Märkte erschließen, ohne die historische Seele der Marke zu verleugnen.

Es bleibt abzuwarten, wie lange diese doppelte Identität ohne Fehltritt Bestand haben kann. Doch vorerst können Puristen des reinen Fahrgefühls noch eine selten gewordene Option ankreuzen: Heckantrieb, V6-Motor, mechanischer Kompressor statt der üblichen Turbolader und manuelles Getriebe – alles unter dem Lotus-Logo. Dieser kleine Ausflug in die Vergangenheit hat jedoch seinen Preis und ist nicht ohne Schmerzen. Rechnen Sie mit 117.500 Euro (deutscher Preis), zu denen bei einer Zulassung in Frankreich noch 70.000 Euro Umweltmalus hinzukommen.
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This page is translated from the original post "Lotus en pleine crise de schizophrénie" lang Französisch.
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