Richard Mille SP80: die Segel‑F1, die mit 150 km/h übers Wasser fährt (Video)
Das Uhrenhaus Richard Mille entwickelt einen Prototypen irgendwo zwischen Segelboot und Kitesurf, der in der Lage ist, den Weltgeschwindigkeitsrekord zu brechen.
Auf dem Wasser wie auf der Rennstrecke fasziniert das Streben nach absoluter Geschwindigkeit weiterhin Ingenieure und Enthusiasten extremer Technologien. Während die Automobilbranche ihre eigenen Grenzen mit Elektrifizierung und Hybridsystemen verschiebt, hat ein Schweizer Projekt das Ziel, einen mehr als zehn Jahre alten Rekord zu pulverisieren: die höchste mit Segelkraft erreichte Geschwindigkeit. Codename: SP80. Anspruchsvolles Ziel: die Marke von 80 Knoten (also 150 km/h) zu überwinden, ausschließlich durch die Kraft des Windes angetrieben. Eine kühne Herausforderung, getragen von einem Team junger Ingenieure und unterstützt von einem prominenten Partner, Richard Mille.
Eine Idee, die in den Laboren der EPFL entstand
Das SP80-Projekt entstand 2018 an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), wo drei Studierende mit einer gemeinsamen Leidenschaft für Geschwindigkeit beschlossen, die Grenzen der Segeltechnik zu verschieben. Ihr Ehrgeiz beschränkte sich nicht darauf, den bestehenden Rekord von 65,45 Knoten zu brechen, der 2012 vom Vestas Sailrocket II aufgestellt wurde, sondern das Potenzial des Segelns neu zu definieren und 80 Knoten anzustreben.
Um diese noch nie erreichte Geschwindigkeit zu erreichen, musste das Team das Konzept des Segelboots völlig neu denken und sich von traditionellen Designs entfernen, um einen revolutionären Ansatz zu verfolgen.

Die kühne Entscheidung für einen Kite
Statt eines klassischen Riggs wird das SP80 von einem Kite gezogen, einer Zugfläche, die in der Höhe fliegt, wo der Wind konstanter und stärker ist. Dieser Ansatz ermöglicht es, eine größere Antriebskraft zu erzeugen und zugleich die strukturellen Anforderungen an einen Mast zu umgehen.
Der Kite ist mit einem schlanken Carbon-Rumpf verbunden, ähnlich einer Torpedoform, mit einem geschlossenen Cockpit für den Piloten und zwei großen seitlichen Stabilisatoren, die wie umgekehrte Foils wirken. Diese Konfiguration sorgt für Auftrieb, Richtungsstabilität und Kontrolle bei sehr hohen Geschwindigkeiten und maximiert die aerodynamische und hydrodynamische Effizienz – ähnlich einem Formel-1-Einsitzer.
Richard Mille ist mit an Bord
Richard Mille begnügt sich nicht damit, einfach sein Logo auf das Boot zu setzen. Das Schweizer Uhrenhaus, bekannt für seine Affinität zu Innovation und Hightech-Materialien, ist ein aktiver Partner des Projekts. Diese Unterstützung spiegelt eine natürliche Werteübereinstimmung wider: extreme Leistung, radikales Design und ein wissenschaftlicher Ansatz zur Optimierung.
Dies ist nicht der erste Vorstoß von Richard Mille in die Welt der mechanischen Leistung – die Marke ist bereits in der Formel 1, in der Luftfahrt und im Ausdauersport vertreten – doch SP80 stellt eine einzigartige Herausforderung dar: die Grenzen der Physik allein mit Windenergie zu verschieben.

Zu Wasser gebracht 2023, Kurs auf den Rekord 2025
Der SP80-Prototyp wurde 2023 zu Wasser gelassen für eine erste Testphase auf dem Genfersee in der Schweiz. Diese Tests dienten dazu, die Strukturfestigkeit, das dynamische Verhalten des Boots und die Komplexität der Kite-Steuerung, unterstützt durch ein spezielles System, zu validieren.
Der weitere Verlauf wird im Mittelmeer stattfinden, wo die Windbedingungen für Rekordversuche günstiger sind. Das Team plant einen offiziellen Anlauf im Jahr 2025. Bis dahin werden die Tests fortgesetzt, insbesondere an Zugsegeln, Bordsteuerungen und der Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten. Bei 150 km/h kann bereits die kleinste Windänderung oder eine Veränderung des Foil-Winkels zum Abheben oder Kontrollverlust führen.
Ein Rekord, der strengen Regeln unterliegt
Der Versuch des SP80 muss ein strenges Regelwerk einhalten, das vom World Sailing Speed Record Council (WSSRC) festgelegt wurde und die Gültigkeit von Segelgeschwindigkeitsrekorden garantiert. Erste grundlegende Regel: Die Geschwindigkeit muss als Durchschnitt über eine Distanz von 500 Metern gemessen werden, und nicht als Spitzengeschwindigkeit. Das Boot muss seine Leistung über die gesamte Länge dieses vermessenen Abschnitts halten, was die Leistung noch anspruchsvoller macht.
Darüber hinaus darf das Gefährt keine externe Energie verwenden außer dem Wind. Das schließt den Einsatz von Elektromotoren, Batterien oder automatisierten, treibenden Hilfen aus.
Das WSSRC fordert außerdem, dass der Kurs von offiziellen Beobachtern zertifiziert und mit zugelassenen Messinstrumenten vermessen wird, um die Transparenz des Rekords zu gewährleisten. Diese strengen Regeln stellen die Leistung des SP80 an die Schnittstelle von Technik, Fahrkunst und meteorologischer Strategie.
Eine moderne Sicht auf den Wettlauf um Leistung
Über den Rekord hinaus verkörpert SP80 eine moderne und verantwortungsbewusste Vision von Geschwindigkeit. Allein mit Windenergie Geschwindigkeiten zu erreichen, die mit denen eines Rennwagens vergleichbar sind, ist eine starke Botschaft in einer Welt, die nach nachhaltigen Energielösungen sucht. Das Projekt überzeugt zudem durch seine menschliche Dimension: ein junges, interdisziplinäres Team, das in einem Geist von Zusammenarbeit und Innovation arbeitet.
SP80 ist mehr als ein Segelboot. Es ist ein Pfeil aus Carbon, gespannt auf ein symbolisches Ziel, eine Liebeserklärung an Spitzentechnik und an den Wind als ewige Antriebskraft.
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This page is translated from the original post "Richard Mille SP80, la F1 à voile allant à 150 km/h sur l’eau (vidéo)" lang Französisch.
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