Der fliegende Kreml, das Präsidentenflugzeug von Wladimir Putin
Am 15. August 2025 reiste der russische Präsident Wladimir Putin nach Alaska, um Donald Trump mit einem mysteriösen Iljuschin zu treffen.
Wir alle kennen das legendäre Air Force One, Symbol der amerikanischen Macht und wahrer Filmstar. Doch nur wenige können das russische Pendant nennen. Seit Anfang der 1990er Jahre reist der russische Präsident – heute Wladimir Putin – an Bord eines ganz besonderen Flugzeugs: der Iljuschin Il-96-300PU, ein vierstrahliges Flugzeug, das zugleich fliegender Palast und militärisches Kommandozentrum ist.
Mit dem Spitznamen „Flying Kremlin“ verkörpert dieses Flugzeug die Vorstellung, die Russland von sich vermitteln will: eine unabhängige Nation, technisch autark und fähig, die Sicherheit ihres Staatsoberhauptes unter allen Umständen zu gewährleisten.
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Eine Linie geboren in den 1980er Jahren
Die Geschichte der Il-96 beginnt gegen Ende der UdSSR. Damals wollen die sowjetischen Ingenieure mit den westlichen Giganten Boeing und Airbus konkurrieren, indem sie ein modernes Langstreckenflugzeug entwickeln. Der Erstflug fand 1988 statt, die Zulassung erfolgte 1992. Doch das Programm blieb geheim: Gerade einmal etwa dreißig Maschinen verließen die Fabriken.
Auf dieser Basis entstand eine ganz besondere Variante: die Il-96-300PU. Das Kürzel „PU“ steht für Punkt Upravlenija, also „Kommandozentrale“. Bereits zu Zeiten von Boris Jelzin wurde es in die Präsidentenflotte integriert, und Putin machte es zu seinem wichtigsten Reisemittel im Ausland. Mehrere Exemplare existieren, und es ist nicht ungewöhnlich, dass zwei oder drei zugleich starten, um Verwirrung zu stiften und mögliche Anschlagsversuche zu erschweren.
Ein zeitloser Vierstrahler
Technisch wirkt das Flugzeug wie ein Koloss. 55 Meter lang, mit einer Spannweite von 60 Metern und einem Abfluggewicht von 250 Tonnen, wird es von vier Aviadvigatel PS-90A-Triebwerken angetrieben. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei knapp 850 km/h – im Vergleich zu 1000 km/h bei westlichen Flugzeugen – und die Reichweite kann über 11.000 Kilometer betragen. Ausreichend, um Moskau nonstop mit New York zu verbinden.
In Zeiten von ultramodernen Zweistrahlern wie dem Airbus A350 oder Boeing 787 mag die Wahl eines Vierstrahlers archaisch erscheinen. Doch es geht vor allem um Zuverlässigkeit und Souveränität: Für den Kreml kommt es nicht in Frage, für den Transport seines Präsidenten auf westliche Technologie angewiesen zu sein.
Während die Außenansicht schlicht ist, bemalt in den Farben der Russischen Föderation, taucht das Innere in eine ganz andere Welt ein. Das Flugzeug ist wie ein fliegender Palast ausgestattet. Es gibt Büros, einen Konferenzraum, ein Empfangssalon, einen Speisesaal und eine Bar. Putin verfügt auch über einen Fitnessraum, Duschen und eine medizinische Kabine.
Il-96-300PU, ein fliegender Palast
Die Ausstattung soll protzig sein: Marmor, Vergoldungen, orthodoxe Ikonen und Möbel, die an kaiserliche Paläste erinnern. Einige Gerüchte sprechen sogar von einer kleinen privaten Kapelle. Die Absicht ist nicht nur Komfort zu bieten, sondern die Welt des Kremls bis in die Lüfte zu transportieren.
Die wahre Stärke der Il-96-300PU liegt jedoch in ihrer Funktion als Kommandozentrale. Das Flugzeug ist mit verschlüsselten Kommunikationssystemen und Satellitenrelais ausgestattet, die es dem Präsidenten ermöglichen, mit seinen Beratern und Generälen verbunden zu bleiben, egal wo er sich auf der Welt befindet.
Elektronische Gegenmaßnahmensysteme schützen das Flugzeug vor möglichen Angriffen, und es wird gemunkelt, dass ein „nuklearer Knopf“ zu den eingebauten Vorrichtungen gehört. Mit anderen Worten könnte Putin im Falle einer internationalen Krise eine militärische Operation leiten oder sogar einen nuklearen Gegenschlag auslösen, ohne jemals den Boden zu betreten.
Im Vergleich zu Air Force One
Unweigerlich liegt der Vergleich mit Air Force One nahe. Die amerikanische Boeing VC-25A ist größer, moderner und hat eine etwas größere Reichweite. Aber beide Flugzeuge erfüllen dieselbe Aufgabe: die Macht ihres Landes zu verkörpern und ihrem Präsidenten zu garantieren, unter allen Umständen regieren zu können.
Der Unterschied liegt vor allem in der Philosophie. Während die USA ihren Präsidentenjet gern präsentieren, ihn als Kommunikationsmittel und sogar als Popkultur-Objekt nutzen, pflegt Russland das Geheimnisvolle. Die Il-96-300PU wird selten in allen Details gezeigt, und ihre genaue Ausstattung bleibt vertraulich.
Wenn der US-Präsident Journalisten mitnimmt, gilt das nicht für Wladimir Putin: Die Il-96-300PU ist ausschließlich der russischen Präsidentschaft vorbehalten. Und jedes Mal, wenn sie im Ausland landet, bringt der Vierstrahler nicht nur den russischen Präsidenten mit. Er transportiert auch eine politische Botschaft: die eines Landes, das autark sein will und mit den größten Mächten konkurrieren kann.
Weniger medial präsent als sein amerikanisches Pendant bleibt die Il-96-300PU dennoch ein faszinierendes Objekt, irgendwo zwischen Mythos und Realität. Ein Flugzeug, das zugleich den Prunk der russischen Macht und den Willen zur vollständigen Unabhängigkeit im strategischen Bereich verkörpert.
Kurz gesagt: ein fliegender Kreml… auch wenn er technologisch langsam sehr veraltet ist.
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This page is translated from the original post "Le Kremlin volant, l’avion présidentiel de Vladimir Poutine" lang Französisch.
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